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Vier Ohren & das Bauchgefühl

Da bin doch gestern fast wieder mit meinem Freud angeeckt und zwar wegen einer Kleinigkeit. Ich hatte eine Orange geschält und wollte die Schale wohlriechend als Deko in der Küche meines Freundes drapieren. Plötzlich sagte er: “Ich bitte Dich, doch nicht dahin, das ist doch voll mit Bakterien!“ Ich sagte nichts. Doch in mir entwickelte sich ein Szenario möglicher Antworten. Ja, sein Ton war herablassend, was unweigerlich geahndet werden musste. Musste es wirklich? Wieso sind die Bakterien an dieser Orange so unerwünscht, wenn er sogar manchmal Essen verschimmeln lässt? Ich spürte, da braute sich in mir was zusammen. Doch plötzlich fiel mir ein, dass ich gar keine Lust hatte, zu streiten.

Kurz erinnerte ich mich an das Kommunikationsmodell des Hamburger Wissenschaftlers Friedemann Schulz von Thun. Er fand heraus, dass jede Nachricht vier Botschaften gleichzeitig enthält, so dass wir sozusagen vier Ohren haben. Tolles Bild. Wie sind die beschaffen? Mit dem ersten Ohr hören wir die Sachinformation der Nachricht. In meinem Beispiel erhielt ich die Info, dass die Orangenschale voller Bakterien ist.

Das zweite Ohr ist für die Selbstoffenbarung des Absenders zuständig, in diesem Falle hörte ich, dass dieser Freund Angst vor Bakterien in seiner Küche hat. Mit dem dritten Ohr erhalten wir eine Botschaft über die Beziehung zwischen Absender und Empfänger, also in meinem Fall, wie schätzt mein Freund mich ein? Dieses Ohr reagiert ausgesprochen sensibel auf Tonlagen. Wow. Die Tonlage meines Freundes war deutlich abwertend zu interpretieren.

Das vierte Ohr ist für den Appell des Senders an den Empfänger zuständig. In diesem Fall wollte mein Freund mich dazu veranlassen, die Orangenschale zu entfernen. Kurz flackerte mein Kampfesgeist auf, doch mein Bauchgefühl sagte mir, der Mann hat einfach Riesenhunger und will schnell was kochen, also geh ihm aus dem Weg. Der Streit fiel aus.

Buchtipp: Friedemann Schulz von Thun, Miteinander reden, Band 1-3.

Foto: pixabay