29 Jul Persönlicher Frieden braucht Übung
Heute fühle ich mich schon den dritten Tag friedlich. Weihnachten ist vorbei und viele Menschen machen einen ruhigeren Eindruck auf mich. Vielleicht ist es ja auch nur eine Spiegelung meines Gemütszustandes. Ein angenehmer Zustand. Keine aktuellen Lieblingsfeinde in Sicht, auch kein „ich muss unbedingt noch…“. Sehr fein. Da macht es auch nichts, dass der Himmel heute nicht blau ist. Mir doch egal. Ich bin friedlich.
Mir begegnen manchmal Menschen, die es scheinbar nicht ertragen, wenn es friedlich ist. Gibt es gerade keine aktuellen Kampfszenen mit menschlichen Unzulänglichkeiten, unerfüllten Erwartungen und deren massive Auswirkungen auf das persönliche Kontrollfeld, so greifen sie in Sekundenschnelle in die Abteilung „bisher erlebte Enttäuschungen“. Diese Geschichten werden oft und gerne wiedergekäut. Wesentlich dabei ist, dass grundsätzlich die Anderen die Arschlöcher sind. Ist das Feindbild erst mal klar umrissen, werden gerne ergänzende Begebenheiten hinzugefügt, um ein Gesamtbild des Grauens zu umreißen.
Das Wichtigste dabei ist, den eigenen Standpunkt als den einzig wahren zu zementieren. Natürlich ist es in solchen Situationen immer wieder spannend, wie das Umfeld reagiert. In meiner Realität mache ich mich sehr gerne bei solchen Szenen unbeliebt. Von der Relativierung („das kann jedem passieren…“) über die Einladung in die Humorabteilung („und sonst hast Du keine Probleme?“) bis hin zur totalen Verwirrung („welche Farbe hat der Himmel in der Welt in der Du Gott bist?“) variiere ich meine Kommentare, je nach Verblendungsgrad.
Dabei habe ich keinen missionarischen Anspruch, sondern lade mein Gegenüber dazu ein, seine Verbitterung zu relativieren. Das klappt manchmal, nicht immer. Hin und wieder verkürze ich solche Dialoge auch durch mein Weggehen. Wenn dann ein freundliches „Schönen Abend noch“ meinerseits zu hören ist, ist das ein Versprechen an mich selbst.
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