20 Jul Die Wahrheit beginnt zu zweit
Als mir eine Freundin von ihrer anstrengenden Beziehung mit ihrem Freund erzählte, sprudelte plötzlich der Satz „Grab nicht nach Gold, wo keines ist!“ aus mir heraus. Sie lachte und meinte: „Du hast Recht, da gibt es kein Gold für mich“. Wir sprachen über Erwartungen und Vorstellungen in einer Mann-Frau-Beziehung. In der Beziehungslandschaft gibt es immer mal wieder Gebiete, die sich unbehaglich anfühlen, wenn wir sie beschreiten. Was ist eigentlich eine gute Beziehung? Ist das ein partnerschaftliches Miteinander, wo beide ihre Freiheit haben und dennoch liebevoll verbunden sind? Wie oft sehen wir Paare, wo wir spontan das Gefühl haben, die sind zusammen mehr? Diese beiden ergänzen sich zu einem neuen Ganzen.
Öfter sehen ich zwei Menschen, die eine Verbindung eingehen, nach außen aber nicht verbunden wirken. Vielleicht eher wie eine Vereinbarung, sich gegenseitig aus der Einsamkeit heraus zu loten. Und wie ist das, zu zweit einsam zu sein? In meiner Generation wurden Mädchen früh darauf konditioniert auf den richtigen Mann zu warten. Möglichst ein Ritter oder König auf einem weißen Pferd. In den Märchen wurde der weibliche Teil irgendwie gerettet. Natürlich durch den Mann. Danach war die Geschichte bald zu Ende: „Und sie lebten glücklich bis ans Lebensende“.
Und wie ist das heute? Frauen haben jahrzehntelang daran gearbeitet, ein selbst bestimmtes Leben zu entwickeln. Das führt in vielen Fällen dazu, dass sie an ihrer engagiert an Karriere feilen und viel arbeiten. Sind sie dann Mitte 30, überfällt sie in der Regel das Thema Familienplanung. Oh, da war doch noch was. Wo ist denn jetzt bloß der ideale Vater meiner Kinder? Eifrig begeben sie sich auf die Suche. Die Werte-Skala wird noch mal auf Familientauglichkeit überprüft und dann geht’s los. Ist der Partner ausgewählt und willig eine Familie zu gründen, heißt das noch nicht, dass der Nachwuchs sich auch einstellt. Falls er dann kommt, wird noch mal neu gewürfelt.
Traditionelle Rollenerwartungen dominieren auch heute noch. Wer von den beiden gibt seine Karriere auf? Wer nimmt nach einer Weile eine Teilzeit-Stelle an, um im Job zu bleiben? Das entscheidende bei Beziehungen ist die Kommunikation. Der Psychotherapeut Michael Lukas Moeller schlägt in seinem Buch „Die Wahrheit beginnt zu zweit“ ein Kommunikationsmodel vor, in dem sich Paare regelmäßig 90 Minuten zu einem „Zwiegespräch“ treffen, um sich gegenseitig zu zu hören. Zuerst spricht der eine und der andere hört nur zu, ohne zu unterbrechen. Dann spricht der andere. Dadurch verstärkt sich das gegenseitige Verständnis füreinander. Probier es doch mal aus!
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