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Wir amüsieren uns zu Tode

Letzte Woche räumte ich meine alten Bücher um, da fiel mir ein Buch vor die Füße, das ich zuletzt zu Studienzeiten für meine Diplom-Arbeit gelesen habe. Es hatte mich damals sehr nachdenklich gemacht: Neil Postmans Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“, das in den 80er Jahren veröffentlicht wurde, warnt vor dem massiven Einfluss des Fernsehens. Der amerikanische Professor für Medienökologie, der an der New York University in Manhattan lehrte, kritisierte die allmähliche Zerrüttung der Kulturschaffenden durch erwerbsmäßigen Illusionismus und das totale Entertainment.

Postman, der 1931 geboren wurde und 2003 verstarb, stellte die These auf, dass die Medien nicht nur zunehmend bestimmen, was wir kennen lernen und erleben und damit welche Erfahrungen wir sammeln. Dazu auch, was wir und wie wir denken und was und wie wir empfinden. Ja sogar, was wir von uns selbst und anderen halten sollen. Er wies darauf hin, dass zum ersten Mal in der Geschichte, die Menschen sich daran gewöhnen, statt die Welt, ausschließlich Bilder von ihr ernst zu nehmen.

Für ihn tritt an Stelle der Erkenntnis- und Wahrnehmungsanstrengung das Zerstreuungsgeschäft. Er beschäftigte sich intensiv mit der Wirkungsweise von Fernsehbildern und erkannte, dass diese Bilder vorwiegend ästhetische Reaktionen provozieren und das Entstehen von Ideen unterdrücken, um den Wertmaßstäben des Showgeschäftes zu genügen. Logisches Denken weiche zugunsten Emotionalität und Oberflächlichkeit, so Postman.

In der Folge sah er einen rapiden Verfall der menschlichen Urteilskraft. Postman warnte vor dieser Entwicklung, die für ihn darauf abzielte, Unmündigkeit herzustellen oder zu erhalten. Der Medienwirkungsforscher sah das gesellschaftliche Fundament der Demokratie angetastet. „Fernsehen wurde nicht für Idioten erschaffen – es erzeugt sie“, so Postman.

 

Foto: pixabay